Veranstaltung: | 53. Landesversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen |
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Tagesordnungspunkt: | TOP 10 Wahlen Landesparteirat |
Antragsteller*in: | Maurice Ramisch (KV Erzgebirge) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 04.03.2020, 19:24 |
LPR19: Maurice Ramisch
Selbstvorstellung
Liebe ParteifreundInnen,
die von unseren Eltern 1989 eingeforderten demokratischen Grundwerte werden aktuell strapaziert und drohen zu zerreißen. Gerade wir jungen Menschen müssen uns stärker engagieren und uns weiterhin für diese freiheitlichen Grundwerte einsetzen.
Zu meiner Auffassung von sozialer Verantwortung gehört es dazu, mich politisch in das demokratische Gefüge einzubringen und meinen klaren Standpunkt zu vertreten. Als einen persönlichen Ansporn sehe ich dabeidie hohe Wahlbeteiligung bei der letzten Landtagswahl, die zeigte, dass politische Meinungsbildung in den letzten Jahren an Stellenwert gewinnt.
Der Gefahr, die von der AfD durch die hohe Mobilisierung von Wählerstimmen ausgeht, gilt es entgegenzuwirken und dementsprechend zu agieren.
Meine ersten politischen Erfahrungen sammelte ich über zwei Jahre als freier Journalist bei dem Chemnitzer Radiosender Radio-T, und der darauffolgenden Fördermitgliedschaft. Der Einblick in die lokalpolitischen Zusammenhänge dieser Stadt ermöglichten mir ein besseres Verständnis für das Zusammentreffen der politischen Strömungen, welche schließlich auch zu den Ausschreitungen am 26.08.2018 führten.
Die bereits existierenden Risse zwischen Familien, Freunden und Arbeitskollegen drohen sich immer weiter zu vergrößern und die Gesellschaft in zwei miteinander unvereinbare politische Lager zu spalten. Der auf Falschmeldungen basierenden, polemischen Empörungsmaschinerie der AfD, muss durch rationale öffentliche Aufklärungsarbeit in den Landesgremien Einhalt geboten werden. Auf kommunaler Ebene zeichnete sich bereits ab, dass in bestimmten ländlichen Regionen Sachsens kein entsprechendes Gegengewicht zur AfD gefunden wurde und in bestimmten Ortsteilen eine Mehrheit für eine neofaschistische und undemokratische Partei erreicht wurde. Nach dem Ergebnis der letzten Landtagswahl empfiehlt es sich jetzt die einmalige Chance zu ergreifen, zwischen den Unterschieden der ländlichen und städtischen Regionen gezielt zu differenzieren.
Ich sehe eine landespolitische Aufgabe darin, Lebensraum für eine weltoffene Gemeinschaft zu bieten. Dieser ist nicht nur von sogenannten natürlichen, politischen räumlichen Bewegungen abhängig. Vor allem in den großen Städten Sachsens stimmte eine hohe Wählerschaft für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Doch ist dieser positive Trend noch nicht in ländlichen Räumen zu betrachten.
Wir können davon reden, dass beispielsweise bundesweit die Zeiten der Diskriminierung von LGBTQ + vorbei zu sein scheinen. Diese Akzeptanz ist noch lange nicht in die Mikrokosmen der Schulen im ländlichen Raum und in Dorfgemeinschaften vorgedrungen.
Zwar entwickelt sich Sachsen und wirkt für viele auch äußerlich attraktiv, doch existieren in Bezug auf raumordnerische Fragen unterschiedliche Rahmenbedingungen, die sich teilweise sehr negativ auf die individuelle, persönliche Freiheit, Entwicklung und Chancengleichheit insbesondere junger Menschen auswirken.
Oft bieten die Feuerwehr, der Fußballverein oder die Kirche den einzigen Raum für soziale Treffpunkte in ländlichen Regionen. Leider findet dort oftmals verstaubtes, überholtes Gedankengut Resonanz. Ohne einen Aufschluss zu der Entwicklung städtischer Regionen werden bestimmte Landkreise weiterhin nur attraktiv auf bestimmte Teile der Gesellschaft wirken. Die fehlende soziologische Diversität des ländlichen Raumes bietet meiner Meinung nach den größten potenziellen Nährboden für die Verfestigung rechten Gedankengutes. Die Brutstätten der Gefahr, die wir dann bei Pegida und Co sehen, befinden sich oft an den abgelegensten Orten.
In Zeiten in welchen wir die Freiheit besitzen unseren Lebensraum sehr bewusst zu wählen, um einen Wandel zu einem möglichst umweltschonenden Lebensstil zu vollziehen, bedarf es diesbezüglich dringend der Findung von Lösungsansätzen.
Besonders das Umland von Städten muss durch einen besseren ÖPNV aufgewertet werden, sodass junge Menschen es in Erwägung ziehen würden, in die Region zurückzukehren.
Es bedarf einer Modernisierung des staatlichen Verwaltungsaufbaus, sodass die Vorteile von Kleinstädten mit guten sozioökonomischen Voraussetzungen genutzt werden können und dieser Lebensraum gezielt für alle Bevölkerungsschichten attraktiver wird. Der Mobilitätswandel, bezüglich einer ansprechenden Lebensqualität in einem ruhigen, sauberen Umfeld spielt dabei, meiner Meinung nach, eine wichtige sozialpolitische sowie umweltpolitische Rolle.
Herausforderungen wie den Lehrermangel in den ländlichen Regionen zu bewältigen, bedürfen sehr viel persönlicher Überzeugung, um für ein eigenes Verantwortungsbewusstsein einzutreten. Den Bruch mit den sozialen Strukturen eines studentischen Umfelds, um in eine abgelegen Region, zu einer geringen Bezahlung zu ziehen, halte ich für einen Hauptschwerpunkt gegen die Entscheidung bestimmter junger Lehrkräfte sich für Schulen zu entscheiden, welche von Lehrermangel betroffen sind . Ebenfalls gilt es zu betrachten, was es für Kunst - und Kulturschaffende bedeutet, in einer Region zu verbleiben, wo sich für ihre Arbeit ein sehr geringes Publikum findet.
Durch eine Landespolitik welche eine Zentralisierung der Gemeinden und Kreise angestrebt hat, ist ein weiteres Stück Demokratie an vielen Stellen zerbrochen. In bestimmten Kreisstätten wurden Ortschaftsräte bei den Eingemeindungen abgeschafft.
Die Generation meiner Eltern fand keine Arbeit. Meine Generation findet keine oder kaum Gleichgesinnte. Wenn wir eine Gesellschaft schaffen wollen, die demokratisch und gerecht ist, gelingt dies nur im gemeinsamen Zusammenspiel mit den ländlichen Räumen.
Im vergangenen Jahr erhielt die Montanregion Erzgebirge, für welche ich mich als Kreisfraktionsmitarbeiter von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einsetze, den Welterbetitel. Mein besonderes Interesse gilt dem Denkmalschutz. Mit viel Einsatzkraft sanierte ich ein ortsgeschichtliches, bedeutsames Gebäude meiner Heimatstadt Marienberg.
Wir sind vielen unserer weltoffenen Gäste dankbar für die gute Auslastung unserer Ferienunterkunft.
Durch die Betreuung dieses Ferienhauses bin ich sehr an die Region gebunden. Darum halte ich es persönlich für wichtig, mich im näheren Umfeld für meine Rechte und Ideale einzusetzen und mit offenen Augen die soziopolitischen Entwicklungen zu verfolgen. Somit versuche ich Einfluss auf mein räumliches Umfeld zu gewinnen.
Da ich selbst in einer sehr ländlichen Region lebe und deren Probleme täglich wahrnehme, halte ich mich für geeignet diese Missstände an der „Basis“zu bekämpfen.
Es grüßt herzlich,
euer Maurice
- Geburtsdatum:
- 15.05.1994
- Geburtsort:
- Marienberg
- Vita:
- 2010 bis 2012 - Berufliches Gymnasium "Julius Weisbach" Freiberg; - ab 2012 Mitgliedschaft "Radio T e.V." Chemnitz, 2013 bis 2020 Sanierung und Betrieb Ferienunterkunft "Trebrahaus" Marienberg, 2020 Fraktionsmitarbeiter Kreisverband Erzgebirgskreis